Über­grif­fe im öffent­li­chen Raum –
Eine Plakatkampagne

Aus­gangs­punkt

Mäd­chen* in Frank­furt berich­ten in den letz­ten Mona­ten von der Zunah­me sexis­ti­scher und ras­sis­ti­scher Belei­di­gun­gen oder Beläs­ti­gung auf Stra­ßen oder in öffent­li­chen Verkehrsmitteln.

Ver­stärkt wahr­ge­nom­men wur­den all­täg­li­che Über­grif­fe, Kom­men­ta­re, Pfif­fe, Belei­di­gun­gen auf der Stra­ße, in der Bahn oder auf dem Weg zum Supermarkt.

Gewalt in Form von ras­sis­ti­schen Über­grif­fen und sexu­el­ler Beläs­ti­gung im öffent­li­chen Raum ist nicht neu. Femi­nis­ti­sche Bewe­gun­gen arbei­ten seit Jahr­zehn­ten dar­an, das The­ma in die Öffent­lich­keit zu brin­gen und ein­zu­for­dern, dass sich Mäd­chen* und jun­ge Frau­en* über­all sicher und gewalt­frei bewe­gen können.

Zu sexu­el­ler Beläs­ti­gung und Über­grif­fen im öffent­li­chen Raum gehö­ren zum Bei­spiel anzüg­li­che Bli­cke, Pfif­fe, Bemer­kun­gen über die Figur/das Aus­se­hen, Wit­ze, „zufäl­li­ge“ Berüh­run­gen sowie Angrapschen.

Die Coro­na Pan­de­mie sowie die aktu­el­le gesell­schaft­li­che Situa­ti­on in Bezug auf Ras­sis­mus, rech­te Gewalt und Anti­fe­mi­nis­mus haben eben­falls dazu bei­getra­gen, dass sich Ängs­te und dis­kri­mi­nie­ren­de Erfah­run­gen von Mäd­chen* im öffent­li­chen Raum ver­stärkt haben.

Jede Frau * und jedes Mäd­chen* kann von sexu­el­ler Beläs­ti­gung und Über­grif­fen betrof­fen sein. Die For­men unter­schei­den und über­schnei­den (Inter­sek­tio­na­li­tät) sich: So kön­nen Mäd­chen* und Frau­en* auch gleich­zei­tig von Ras­sis­mus oder Trans*feindlichkeit etc. betrof­fen sein.

Dies führt dazu, dass Mäd­chen* und jun­ge Frau­en* öffent­li­che Orte als zuneh­mend beängs­ti­gend emp­fin­den und die­se meiden.

Unse­re Bot­schaft ist klar: Alle Frau­en* und Mädchen*
haben das Recht auf Respekt.

Wei­te­re Informationen 

81,5 Pro­zent der in einer euro­päi­schen Stu­die befrag­ten Frau­en* gaben im Durch­schnitt an, vor ihrem 17. Lebens­jahr in der Öffent­lich­keit sexu­ell beläs­tigt wor­den zu sein. 13 Pro­zent bereits vor ihrem 10. Lebens­jahr. Beläs­ti­gun­gen sind nicht nur kör­per­li­che Über­grif­fe, son­dern auch „dum­me“ Sprü­che und Belei­di­gun­gen. Frank­fur­ter Mäd­chen* berich­ten von all­täg­li­chen Belei­di­gun­gen, die oft mehr­fach­dis­kri­mi­nie­rend sind.

 

Mäd­chen* und Frau­en* wer­den bei­spiels­wei­se oft gleich­zei­tig auf­grund ihres Geschlechts, Aus­se­hens, ihres Kör­pers, ihres Glau­bens, ihrer Haut­far­be oder ihrer Behin­de­rung belei­digt. Das ist nicht ok! Sexis­ti­sche und dis­kri­mi­nie­ren­de Belei­di­gun­gen sind All­tag. Vie­le Mäd­chen* und jun­ge Frau­en* sind mit dem Kli­schee auf­ge­wach­sen, sie müss­ten sich das gefal­len las­sen. Nein: Du darfst dich weh­ren und dir Hil­fe holen.

 

Kli­schee­freie Zone Frank­furt: Bil­det ban­den! Alle Frau­en* und Mäd­chen* haben das Recht auf Respekt.

Wei­te­re Informationen 

Selbst­be­haup­tung und Selbst­ver­tei­di­gung für Mäd­chen* und Frau­en wer­den u. a. ange­bo­ten von:

 

Frau­en in Bewe­gung Kampf­kunst und Bewe­gung e.V.
www.fraueninbewegung.de

 

Frau­en­ver­ein für Selbst­ver­tei­di­gung e.V.
www.wendo-frankfurt.de

 

Außer­dem gibt es jede Men­ge Ein­rich­tun­gen und Ange­bo­te für Mäd­chen* und jun­gen Frau­en*. Hier kannst du dich orga­ni­sie­ren und mit ande­ren zusam­men­tun. Alle Adres­sen fin­den sich im Frau­en­gui­de.

Fak­ten

Laut einer bun­des­deut­schen Reprä­sen­ta­tiv­stu­die haben 60 Pro­zent aller Frau­en* in Deutsch­land im Lauf ihres Lebens min­des­tens eine Form von sexu­el­ler Beläs­ti­gung erleb­t¹. Das bestä­ti­gen auch die Ergeb­nis­se von Plan Inter­na­tio­nal. In der aktu­el­len Stu­die „Safe in the City?“ wur­den Mäd­chen und Frau­en zur gefühl­ten Sicher­heit in deut­schen Groß­städ­ten befragt².

Über­grif­fe sind also All­tag: 44 Pro­zent aller Frau­en* erle­ben in ihrem All­tag sexis­ti­sche Über­grif­fe – 14 Pro­zent mehr­mals im Monat. Hier wir­ken Mehr­fach­dis­kri­mi­nie­run­gen beson­ders stark. So sind Mäd­chen* und Frau­en* of Colour beson­ders stark von der Ver­schrän­kung von Ras­sis­mus und Sexis­mus betroffen³.

Über 80 Pro­zent der, in einer euro­päi­schen Stu­die befrag­ten Frau­en*, gaben im Durch­schnitt an, vor ihrem 17. Lebens­jahr in der Öffent­lich­keit sexu­ell beläs­tigt wor­den zu sein, 13 Pro­zent bereits vor ihrem 10. Lebens­jahr. Frau­en* und Mäd­chen* erfah­ren also sehr früh, dass sie im öffent­li­chen Raum jeder­zeit ange­macht oder belei­digt wer­den kön­nen, dass sie in jedem Fall mit Beläs­ti­gun­gen rech­nen müssen.

Ein Groß­teil der Frau­en* und Mäd­chen* wäh­len auf Grund der Beläs­ti­gung ande­re Wege als zuvor. Dies macht sicht­bar, dass Beläs­ti­gun­gen tat­säch­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Nut­zung des öffent­li­chen Raums durch Frau­en* und Mäd­chen* haben⁴.

[1] Quel­le: Lebens­si­tua­ti­on, Sicher­heit und Gesund­heit von Frau­en in Deutsch­land. Eine reprä­sen­ta­ti­ve Unter­su­chung zu Gewalt gegen Frau­en in Deutsch­land, Bun­des­mi­nis­te­ri­um Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend, 2004

[2] Safe in the City? Zur gefühl­ten Sicher­heit von Mäd­chen und Frau­en in deut­schen Städ­ten, Plan Inter­na­tio­nal, 2020

[3] Quel­le: Stop Street Harass­ment. Making Public Places Safe and Wel­co­ming for Women, Hol­ly Kearl, 2010

[4] Quel­le: Gewalt gegen Frau­en: eine EU-wei­te Erhe­bung, FRAU Euro­pean Uni­on Agen­cy for Fun­da­men­tal Rights, 2014 sowie Cross-Cul­tu­re-Stu­die der Cor­nell Uni­ver­si­ty zusam­men mit der NGO Hol­la­back!, 2014/15

Frank­fur­ter Mäd­chen* stel­len klar:
„Macht euch nicht so breit, Jungs!“

Dar­um geben bei der aktu­el­len Pla­kat­kam­pa­gne des Frau­en­re­fe­ra­tes jun­ge Frankfurter*innen den Ton an. Die Pla­kat­mo­ti­ve sind inspi­riert von den For­de­run­gen von Mäd­chen* und jun­gen Frau­en* selbst. Ihre Rück­mel­dun­gen zu die­sem The­ma sind im Rah­men der Aktio­nen rund um den Inter­na­tio­na­len Mädchen*tag in Frank­furt (11. Okto­ber) zusam­men­ge­tra­gen worden.

Mit der Pla­kat­kam­pa­gne wer­den Erfah­run­gen zurück auf die Stra­ßen getra­gen. An über 600 Lit­faß­säu­len und Pla­kat­wän­den sind ihre Auf­for­de­run­gen zu sehen. An der Kam­pa­gne sind sowohl Frank­fur­ter Mäd­chen* als auch der Arbeits­kreis zum Inter­na­tio­na­len Mädchen*tag beteiligt.

Alle Frankfurter*innen sind gefor­dert, wenn
es um das Ein­tre­ten für Respekt und den Abbau
von Dis­kri­mi­nie­rung geht.

Mit der Pla­kat­kam­pa­gne kämpft das Frau­en­re­fe­rat gegen Kli­schees und Vor­ur­tei­le. Öffent­li­che Kom­men­ta­re sind kei­ne Kom­pli­men­te. Über­grif­fe und Beläs­ti­gung sind eine Form von Gewalt. Ent­ge­gen aller und immer noch vor­han­de­ner Ste­reo­ty­pe stel­len wir klar: Mäd­chen* und Frau­en* haben jeder­zeit und über­all das Recht auf Respekt und die Ein­hal­tung ihrer Gren­zen. Sie sol­len ohne Angst auf­wach­sen und sich über­all selbst­be­stimmt und sicher bewe­gen können.

Betei­lig­te Projekte 

Mit dabei: u. a. JuLe-Treff- LIBS e.V., FeM Mädchen*haus Frank­furt, Frank­fur­ter Par­ti­zi­pa­ti­ons­pro­jekt – Fra­Pa — Pari­tä­ti­sches Bil­dungs­werk Bun­des­ver­band e.V., Inter­na­tio­na­ler Bund (IB) — fema — Treff­punkt für Mäd­chen und Frau­en, Saz Rock e.V., infrau e.V., Mäd­chen­bü­ro Mile­na, Junu­la­ro Frank­furt e.V – Mäd­chen­kul­tur­zen­trum Mafalda& Café Esca­ba­na an der HeLa

Wei­te­re Informationen 

Cat­calls sind über­grif­fi­ge, sexua­li­sier­te Kom­men­ta­re gegen­über Frau­en und Mäd­chen*. Oft beinhal­ten Cat­calls Anspie­lun­gen auf das Aus­se­hen und den Kör­per. Es sind Aus­sa­ge wie: „Na Süße, heu­te schon was vor?“ oder ein­deu­ti­ges Pfei­fen und Kuss­ge­räu­sche. Cat­cal­ling ist eine ver­ba­le sexu­el­le Beläs­ti­gung, die nichts mit einem Kom­pli­ment zu tun hat. Ver­ba­le Beläs­ti­gung ist eine macht­vol­le Grenz­über­schrei­tung und Form der Her­ab­wer­tung. In einer Stu­die wur­den Frau­en ab 18 Jah­ren aus ver­schie­de­nen Län­dern zum The­ma sexu­el­le Über­grif­fe befragt. Rund ein Drit­tel der über 1.000 befrag­ten Frau­en und Mäd­chen* in Deutsch­land gaben an, Erfah­run­gen mit sexu­el­len Bemer­kun­gen oder Belei­di­gun­gen gemacht zu haben. Vor allem betrifft es jun­gen Frau­en* unter 25 Jah­ren (Quel­le: Link).

 

 

Kli­schee­freie Zone Frank­furt: Cat­cal­ling ist kein Kom­pli­ment, son­dern ein Über­griff! Alle Frau­en* und Mäd­chen* haben das Recht auf Respekt.

Wei­te­re Informationen 

In Deutsch­land wer­den Mäd­chen sechs Mal häu­fi­ger Opfer sexu­el­ler Gewalt als Jun­gen. Hil­fe und Unter­stüt­zung fin­det Mäd­chen* und jun­gen Frau­en* u. a. hier:

 

Online­be­ra­tung für Mäd­chen* und jun­ge Frau­en* von 12 bis 25 Jah­ren vom FeM Mäd­chen­haus Frankfurt
www.fem-onlineberatung.de

 

Bera­tungs­stel­le Frauennotruf
www.frauennotruf-frankfurt.de

 

Frank­fur­ter Kin­der- u. Jugendschutztelefon
www.kinderschutz-frankfurt.de

 

Mate­ria­li­en zum The­ma „Mein Nein meint Nein“ kön­nen beim Frau­en­re­fe­rat bestellt werden.

 

Kli­schee­freie Zone Frank­furt: Mein Nein meint Nein! Alle Frau­en* und Mäd­chen* haben das Recht auf Respekt.

Zie­le der Kampagne

  • Sie holt Mäd­chen* und Frau­en* in ihrem Erle­ben ab, infor­miert, ermu­tigt, spricht sie an und ver­mit­telt das Gefühl nicht allei­ne zu sein: Empower­ment
  • Sie nimmt Unterstützer*innen in die Ver­ant­wor­tung und ermu­tigt in Bezug auf Zivil­cou­ra­ge: Soli­da­ri­tät
  • Sie stellt klar, dass Frank­furt sich gegen jede Form der Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en* und Mäd­chen* wendet.
  • Sie infor­miert über Hil­fe­an­ge­bo­te und baut Kli­schees ab.

Die fünf Pla­kat­mo­ti­ve sind vom 14. August bis Mit­te Sep­tem­ber 2020 über 600 Mal auf Lit­faß­säu­len und Pla­kat­wän­den in ganz Frank­furt zu fin­den. Sie schließt an der Kam­pa­gne zum The­ma häus­li­che Gewalt des Frau­en­re­fe­ra­tes an, die im Juli in ganz Frank­furt pla­ka­tiert war. Bei­de Kam­pa­gnen reagie­ren auf bestehen­de Gewalt­ver­hält­nis­se, die sich in der Pan­de­mie-Kri­se noch deut­li­cher gezeigt haben.

Alle Pos­ter gibt es auch als Sti­cker. Die­se kön­nen ger­ne im Frau­en­re­fe­rat abge­holt oder bestellt werden.

Wei­te­re Informationen 

Das Pla­kat­mo­tiv ver­weist auf die­se Domi­nanz von Jun­gen und Män­nern im öffent­li­chen Raum. Ob das breit­bei­ni­ge Sit­zen in der U‑Bahn, das nicht Aus­wei­chen auf Stra­ßen oder das Raum­ein­neh­men an öffent­li­chen Plät­zen oder in Jugend­häu­sern. Männ­li­che Domi­nanz und Gewalt bedeu­ten eine enor­me Ein­schrän­kung für Mäd­chen*. Als Fol­ge neh­men sie öffent­li­che Räu­me weit weni­ger in Anspruch, als gleich­alt­ri­ge Jun­gen. Das wie­der­um bedient Kli­schees und Vor­ur­tei­le, die Mäd­chen* immer noch zuschrei­ben, dass sie sich zurück­hal­ten oder weni­ger Platz ein­neh­men oder nicht so laut sein sollen.

 

Quel­le: Mäd­chen und jun­ge Frau­en im Umgang mit Wider­sprü­chen. Lebens­la­gen, Span­nungs­fel­der und Bewäl­ti­gungs­sze­na­ri­en in einem Stadt­teil mit beson­de­rem Ent­wick­lungs­be­darf, Engelfried/Lormes/ Schweim­ler, 2012

Safe in the City? Zur gefühl­ten Sicher­heit von Mäd­chen und Frau­en in deut­schen Städ­ten, Plan Inter­na­tio­nal, 2020

Kli­schee­freie Zone Frank­furt: Wir neh­men uns die Stadt! Alle Frau­en* und Mäd­chen* haben das Recht auf Respekt.

FOTOGALERIE

Ein­drü­cke von der Pressekonferenz
zur Eröff­nung der Pla­kat­kam­pa­gne am 14.08.2020
an der Konstablerwache

Betei­lig­te Personen:

Rose­ma­rie Hei­lig (Frau­en­de­zer­nen­tin), Gabrie­le Wen­ner (Lei­te­rin des Frauenreferates),
Lin­da Kager­bau­er (Refe­ren­tin für Mädchen*politik im Frauenreferat),
Son­ja Schind­ler (Ver­tre­te­rin der Mädchen*arbeit) sowie Amna, Too­ba und Saher.

 

Fotos: Jean­nette Petri