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Revolutionär:innen

Hen­ri­et­te Zobel

Maria Mar­ga­re­tha Hein­ri­et­ta (Hen­ri­et­te) Zobel, geb. Pfaff (auch: Paff), geschie­de­ne Krähe 

* 23.2.1813 in (Frank­furt-) Oberrad
† nach 20.1.1865

Deut­sche Akti­vis­tin, Haus­halts­hil­fe, poli­tisch inter­es­sier­te Beob­ach­te­rin der Revo­lu­ti­on von 1848/49 in Frank­furt am Main

Nichts deu­tet dar­auf hin, dass Hen­ri­et­te Zobel ein­mal als Anstif­te­rin zur Tötung eines Fürs­ten und eines Gene­rals ver­ur­teilt und in die Stadt­ge­schich­te Frank­furts ein­ge­hen wür­de. Die Toch­ter eines Ober­rä­der Bäcker­meis­ters ist Haus­halts­hil­fe und nach ihrer Hei­rat eine Haus­frau. Und doch: Regel­mä­ßig besucht die poli­tisch sehr inter­es­sier­te Hen­ri­et­te als Zuschaue­rin auf der Gale­rie die Sit­zun­gen in der Natio­nal­ver­samm­lung in der Pauls­kir­che. Am 18. Sep­tem­ber 1848 gerät sie in die Kra­wal­le einer ent­täusch­ten Frank­fur­ter Bevöl­ke­rung, die sich um die demo­kra­ti­schen Idea­le der Revo­lu­ti­on betro­gen sieht. Bei den anschlie­ßen­den Stra­ßen­kämp­fen wer­den der preu­ßi­sche Abge­ord­ne­te Gene­ral Hans von Auers­wald und Fürst Felix von Lich­now­sky ermor­det. Nach anony­men Hin­wei­sen, die Hen­ri­et­te schwer belas­ten, wird sie ver­haf­tet. Ihr wird vor­ge­wor­fen, mit ihrem Regen­schirm Hans von Auers­wald getö­tet zu haben. Fünf Jah­re spä­ter wird sie wegen Betei­li­gung an einem Kom­plott zur Tötung des Gene­rals und wegen Anstif­tung und Rädels­füh­rung zu 16 Jah­ren Zucht­haus ver­ur­teilt. Zwar wird ihre Ver­ur­tei­lung wegen der Betei­li­gung an einem Kom­plott Ende Janu­ar 1855 auf­ge­ho­ben, doch das übri­ge Urteil bleibt bestehen. Die Stra­fe wird auf 15 Jah­re fest­ge­setzt. Nach meh­re­ren Gna­den­ge­su­chen wird sie schließ­lich am 20. Janu­ar 1865 wegen ihres schlech­ten Gesund­heits­zu­stan­des vor­zei­tig aus der Haft ent­las­sen – auf Bewäh­rung. Ihr Regen­schirm – das cor­pus delic­ti – ist in die deut­sche Geschich­te eingegangen.