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Revolutionär:innen

Clotil­de Koch-Gontard

Clotil­de Cla­ra Alex­an­dra Koch-Gon­tard, geb. Gontard

* 27.2.1813 in Frank­furt am Main
† 28.2.1869 in Frank­furt am Main

Poli­ti­sche Salo­niè­re, Augen­zeu­gin der Par­la­ments­dis­kus­sio­nen in der Pauls­kir­che, Publi­zis­tin und Ver­le­ge­rin, Unternehmerin

In der Pfalz, wo ihr Mann Robert Koch für den fami­li­en­ei­ge­nen Wein­han­del ein­kauft, ändert sich das Leben von Clotil­de Koch-Gon­tard. Durch Gesprä­che im „Dei­des­hei­mer Kreis” mit füh­ren­den Ver­tre­tern des rhei­nisch-süd­west­deut­schen Libe­ra­lis­mus und der deut­schen Ein­heits­be­we­gung fängt sie an, sich für das poli­ti­sche Gesche­hen in Deutsch­land zu inter­es­sie­ren – und ent­wi­ckelt sich in Frank­furt zu einer ange­se­he­nen poli­ti­schen Per­sön­lich­keit. Ab Mai 1848 ver­folgt Clotil­de wie vie­le ande­re Frau­en von der soge­nann­ten Damen­ga­le­rie aus die Par­la­ments­dis­kus­sio­nen in der Pauls­kir­che und öff­net ihr Haus als zen­tra­len poli­ti­schen Treff­punkt für die bür­ger­lich-libe­ra­len und demo­kra­ti­schen Par­la­men­ta­ri­er. Sie tagen hier oft wei­ter bis spät in die Nacht hin­ein. „Par­la­ments­mut­ter“ wird sie des­halb lie­be­voll genannt. Ihr „Par­la­ments­ta­ge­buch” von März bis Dezem­ber 1848 schil­dert aus ers­ter Hand die Gescheh­nis­se die­ser Zeit. In der Nach­re­vo­lu­ti­ons­zeit schafft sie als Unter­neh­me­rin für jun­ge Frau­en dau­er­haf­te Ver­dienst­mög­lich­kei­ten: Von 1852 bis 1856 lässt sie Mäd­chen und Frau­en in der damals sehr belieb­ten Filetstri­cke­rei aus­bil­den, orga­ni­siert in Frank­furt den Ver­kauf der Erzeug­nis­se, rich­tet in zwölf wei­te­ren Orten Aus­bil­dungs­plät­ze ein und eta­bliert Fach­schu­len. Als 1865 kurz nach­ein­an­der ihr gelieb­ter Mann Robert und ihr ein­zi­ger Sohn Chris­ti­an ster­ben, der als Nach­fol­ger für den Wein­han­del vor­ge­se­hen war, ver­liert sie das Fami­li­en­ge­schäft und stirbt nur vier Jah­re spä­ter selbst.