Kategorie
Revolutionär:innen

Johan­na Kinkel

geb. Mockel, geschie­de­ne Mathieux

* 8.7.1810 in Bonn
† 15.11.1858 in Lon­don (Groß­bri­tan­ni­en)

Kom­po­nis­tin, Musik­päd­ago­gin, Schrift­stel­le­rin und frü­he Vor­kämp­fe­rin der Frauenrechtsbewegung 

Uner­schro­cken, tat­kräf­tig und mutig den gesell­schaft­li­chen Kon­ven­tio­nen trot­zen – Johan­na Kin­kel ist ein Bei­spiel für den unab­hän­gi­gen Geist der 1848er-Frau­en. Die Musi­ke­rin, Musik­päd­ago­gin und eine der pro­duk­tivs­ten Kom­po­nis­tin­nen der deut­schen Roman­tik, kämpft acht Jah­re gegen den Wider­stand der katho­li­schen Kir­che um ihre Schei­dung von ihrem ers­ten gewalt­tä­ti­gen Mann. Und als sie als geschie­de­ne Katho­li­kin und Kon­ver­ti­tin erneut gegen alle Wider­stän­de den Schrift­stel­ler, Kir­chen­lied­dich­ter und pro­tes­tan­ti­schen Theo­lo­gen Johann Gott­fried Kin­kel hei­ra­tet, führt das nicht nur zu einem gesell­schaft­li­chen Skan­dal. Ihr Mann ver­liert sei­ne theo­lo­gi­schen Ämter und damit sein Ein­kom­men. In den ers­ten Ehe­jah­ren wie auch wäh­rend sei­ner Haft­zeit als akti­ver Revo­lu­tio­när und Poli­ti­ker im Som­mer 1849 oder spä­ter im Lon­do­ner Exil ist es vor allem Johan­na, die mit ihrer Arbeit die Fami­li­en­exis­tenz sichert. Sie kom­po­niert, lei­tet einen Chor, tritt als Pia­nis­tin in Bonn und Ber­lin auf, gibt Kla­vier­stun­den. Und sie ver­fasst musik­wis­sen­schaft­li­che und ‑päd­ago­gi­sche Schrif­ten sowie Roma­ne und Novel­len, in denen sie die Geschlech­ter­rol­len im bür­ger­li­chen Musik­be­trieb reflek­tiert. Als ihr Mann nach der miss­glück­ten Erstür­mung des Sieg­bur­ger Zeug­hau­ses 1849 als Füh­rer des Auf­stands erst zu Tode und dann zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt wird, orga­ni­siert Johan­na sei­ne Flucht nach Lon­don. 1851 folgt sie ihm mit den vier Kin­dern. Gesund­heit­lich erschöpft stirbt sie dort mit 46 Jahren.