Kategorie
Revolutionär:innen
eigentlich Luitgarde Lorenz (genannt auch Louise Lorenz, Helene oder Luitgarde von Kröcher, nach angeblicher Heirat mit einem ungarischen Revolutionär auch Luitgarde de Paula-Bizonfi)
* 21.10.1824 in Wittstock in der Prignitz
† 1913 in London (Grossbritannien)
1848/49er-Revolutionärin in Berlin und Demokratin, Hochstaplerin, Abenteurerin und Agentin für die preußischen Behörden
Sie führt ein Doppelleben, benutzt viele Namen, ist Abenteurerin, Hochstaplerin und Revolutionärin. Lucie Lenz ist schwer zu fassen. Die Geschichtsforschung sieht sie als eine der ersten politisch aktiven und emanzipierten Frauen in Berlin, gleichzeitig gibt sie als Spitzel für die preußischen Behörden Informationen über Revolutionäre weiter – ob freiwillig oder von der Polizei dazu gezwungen, ist ungeklärt. Als Anhängerin und bekennende Demokratin der 1848er-Revolution schreibt sie revolutionäre Pamphlete, verkehrt jedoch auch als Luitgarde von Kröcher am Hof von Preußens König Friedrich Wilhelms IV. Bekannt wird sie Anfang Juni 1848. Als Mitglied des Berliner demokratischen Frauenvereins übergibt sie dem Demokratischen Klub eine gestickte Fahne in den Farben Schwarz, Rot und Gold und hält dazu eine Rede, die Eindruck macht. Im Namen der demokratischen Frauen Berlins tritt sie immer wieder – entgegen der preußischen Frauenrolle – öffentlich als Rednerin für die Demokratie auf. Endgültig zur Ikone der Revolutionäre wird Lucie Lenz, als sie sich am 14. Juni 1848 – in Männerkleidung – am Sturm der Arbeiter und Handwerker auf das Berliner Zeughaus beteiligt. Wegen Hochstapelei im Dezember 1848 aus Berlin ausgewiesen, startet sie in Köln ein neues Leben als adelige Witwe, zieht durch Europa. Immer wieder bekommt sie wegen Zweifeln an ihrer Identität Probleme mit den lokalen Behörden. Sie lebt schließlich in Paris und London, wo sie mit 89 Jahren stirbt.