geb. Marcus, verh. Stahr
* 24.3.1811 in Königsberg in Preußen (heute russisch Kaliningrad)
† 5.8.1889 in Dresden
Schriftstellerin, Journalistin, entschiedene Vorkämpferin für die Emanzipation von Frauen und Jüd:innen und scharfe Beobachterin gesellschaftlicher Fragen
Der Vater erlaubt ihr, zum Protestantismus überzutreten, um der Diskriminierung als Jüdin zu entgehen. Gleichberechtigung der Konfessionen, Frauenemanzipation und Abbau sozialer Missstände sollten daher zeitlebens zentrale Themen in ihren Büchern, Schriften und Artikeln sein. Darin analysiert Fanny Lewald die Konventionen und Traditionen ihrer Zeit und greift aktuelle politische und gesellschaftlichen Fragen auf. In ihren Schriften zur Gleichstellung der Frauen fordert sie das uneingeschränkte Recht auf schulische und berufliche (Aus-)Bildung, Erleichterung bei Ehescheidungen („Eine Lebensfrage“) und ein Verbot von arrangierten Versorgungsehen. Sie selbst hatte sich 1837 erfolgreich gegen solch eine Ehe gewehrt, kann die Liebe ihres Lebens, den Schriftsteller Adolf Stahr, jedoch erst nach sieben langen Jahren heiraten. So lange dauert sein Trennungs- und Scheidungsprozess. Die soziale Ungleichheit und die Überwindung von Standesunterschieden macht sie 1843 und 1845 in „Die Lage der weiblichen Dienstboten“ und „Der dritte Stand“ zum Thema. Berühmt werden 1850 ihre zweibändigen „Erinnerungen aus dem Jahr 1848“ über die Revolutionen von 1848/49 in Paris, Berlin und Frankfurt, die sie als Augenzeugin schildert. Bis heute wird das historisch bedeutsames Werk in der Forschung als wichtige Quelle genutzt. Internationale Beachtung finden dann ihre „Osterbriefe für die Frauen“ und „Für und wider die Frauen“ von 1863 und 1870 über den Entstehungsprozess der deutschen Frauenbewegung.