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Revolutionär:innen

Loui­se Dittmar

Johan­na Frie­de­ri­ke Loui­se Ditt­mar, auch Lui­se Dittmar 

* 7.9.1807 in Darmstadt
† 11.7.1884 in Bessungen

Poli­ti­sche Schrift­stel­le­rin, Publi­zis­tin, Phi­lo­so­phin, Früh­so­zia­lis­tin und Demo­kra­tin, radi­ka­le Feministin

Ihre frü­he Erfah­rung ist das typi­sche Frau­en­schick­sal in einer gut­bür­ger­li­chen Beam­ten­fa­mi­lie: Wäh­rend ihre acht Brü­der das Gym­na­si­um besu­chen und stu­die­ren dür­fen, muss Loui­se nach kur­zer schu­li­scher Lauf­bahn im Haus­halt arbei­ten, in der „weib­li­chen Galee­ren­straf­an­stalt“. Jedoch liest sie viel und beschäf­tigt sich inten­siv mit wis­sen­schaft­li­cher Lite­ra­tur. Erst nach dem Tod ihrer Eltern ver­dient Loui­se Ditt­mar ihren eige­nen Lebens­un­ter­halt. Sie zieht zu ihren unver­hei­ra­te­ten Brü­dern, wird Schrift­stel­le­rin und for­dert in der Öffent­lich­keit Frau­en aus­drück­lich dazu auf, Poli­tik nicht allein den Män­nern zu über­las­sen. Ihre Wer­ke zu poli­ti­schen und phi­lo­so­phi­schen The­men wei­sen sie als für ihre Zeit unge­wöhn­lich radi­ka­le Femi­nis­tin und Demo­kra­tin aus. Davon über­zeugt, dass Frau­en selbst um ihre Rech­te kämp­fen müs­sen, tut Loui­se dies aktiv wäh­rend der Revo­lu­ti­on von 1848/49, denn Demo­kra­tie und weib­li­che Frei­heit ste­hen für sie in einem engen Wech­sel­ver­hält­nis und bedin­gen ein­an­der. Ihren Ruf als frü­he Femi­nis­tin ver­dankt sie vor allem der Abhand­lung „Das Wesen der Ehe“, einer scho­nungs­lo­sen Kri­tik an der bür­ger­li­chen Ehe­pra­xis und den dama­li­gen recht­li­chen Grund­la­gen für die Ehe. Loui­se, die Zeit ihres Lebens unver­hei­ra­tet bleibt, setzt sich für tief­grei­fen­de Refor­men des Ehe­rechts ein, for­dert die Abschaf­fung der gesetz­li­chen Vor­rech­te des Ehe­man­nes und geht mit die­sen Anlie­gen weit über die Zie­le der orga­ni­sier­ten deut­schen Frau­en­be­we­gung nach 1865 hinaus.

Vor allem das weib­li­che Geschlecht, ihm muss der Selbst­zweck des Men­schen zum weib­li­chen Evan­ge­li­um werden.