Kategorie
Revolutionär:innen

Maria Bel­li-Gon­tard

geb. Gon­tard

* 20.4.1788 in Frank­furt am Main
† 1.2.1883 in Frank­furt am Main 

Schrift­stel­le­rin, Über­set­ze­rin, Kul­tur­for­sche­rin und Chronistin

Die Fami­lie Gon­tard gehör­te in Frank­furt den ver­mö­gen­den Krei­sen an. Marie wird im Haus ihrer Tan­te Sus­et­te Gon­tard eine Zeit­lang von Fried­rich Höl­de­rin, dem Pri­vat­leh­rer deren Soh­nes, unter­rich­tet. Ihre Selbst­si­cher­heit und ihr Eigen­sinn zei­gen sich früh: Gegen den Wider­stand ihrer pro­tes­tan­ti­schen Eltern hei­ra­tet Marie 1810 den katho­li­schen Johann Peter Bel­li (1782–1859). Eine glück­li­che Ehe bis zu des­sen Tod. Maria (die katho­li­sche Vari­an­te von Marie) Bel­li-Gon­tard führt ein offe­nes Haus für Schriftsteller:innn, Schauspieler:innen, Musiker:innen und Künstler:innen. Selbst zur Schrift­stel­le­rin wird sie dann durch das größ­te Aben­teu­er ihres Lebens: Ein hal­bes Jahr lang reist sie ganz allein nach Kon­stan­ti­no­pel (heu­te Istan­bul). In ihrem als „vor­züg­lich“ gelob­ten Rei­se­be­richt „Mei­ne Rei­se nach Con­stan­ti­no­pel im Jah­re 1845“ beschreibt sie den Nie­der­gang des osma­ni­schen Rei­ches. 1850/51 gibt sie das zehn­bän­di­ge Sam­mel­werk „Leben in Frank­furt“ her­aus. Neben dem Kunst‑, Thea­ter- und Musik­le­ben schil­der­te sie dar­in auch die Lebens- und Arbeits­um­stän­de der Frank­fur­ter Bür­ger an der Wen­de vom 18. zum 19. Jahr­hun­dert. Dafür erhält sie mit 86 Jah­ren eine außer­ge­wöhn­li­che Wür­di­gung: Die „Frau Stifts­ge­nos­se“ wird 1874 für ihre Stu­di­en zur Frank­fur­ter Kul­tur­ge­schich­te vom Frei­en Hoch­stift zum „Meis­ter“ ernannt: Das Mit­glie­der­ver­zeich­nis von 1876 weist unter 625 Meis­tern nur sie­ben Frau­en aus.